Architektur und Städtebau waren schon immer Instrumente der Identitätskonstruktion. Dies trifft nicht nur auf Rekonstruktionsprojekte, wie wir sie derzeit als rechte Entwicklungen in Europa erleben, sondern auch auf die Moderne zu. Die Imagination einer heilen Vergangenheit ebenso wie die einer besseren Zukunft ist per se politisch. An diesen Zusammenhang zwischen Architektur und Ideologie erinnert ARCH+ 243: Contested Modernities, die die Architekturmoderne in Kambodscha, Indonesien, Myanmar und Singapur als Ausdruck des Ringens dieser Gesellschaften um eine postkoloniale Zukunft diskutiert. Das Heft verdeutlicht zudem einmal mehr, dass die Moderne Bewegung keine exklusive westliche Entwicklung war, sondern vielstimmig und vielschichtig, global eingebunden. Diese Einsicht macht auch klar, welche Aufgabe uns immer noch bevorsteht: die Spannung zwischen universalistischen Ansprüchen und spezifischen gesellschaftlichen Kontexten zu balancieren. Erst dann können wir in der Moderne heimisch werden.